Psychotherapie ist?

Psychotherapie ist ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich für die Behandlung von psychischen, psychosozialen oder auch psychosomatisch bedingten Leidenszuständen.

Sie findet in der Beziehung zwischen der Psychotherapeutin bzw. dem Psychotherapeuten und der Patientin bzw. dem Patienten statt. Der Begriff „Psychotherapie“ stammt aus dem Alt- griechischen und bedeutet ursprünglich, den ganzen Menschen, das heißt seine Seele, sein Gemüt, seinen Verstand, seine Lebenskraft, zu unterstützen, zu heilen, zu pflegen und auszubilden.

Ziel einer Psychotherapie ist es, in Lebenskrisen zu helfen, seelisches Leid zu heilen oder zu lindern, störende Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die persönliche Entwicklung und Gesundheit zu fördern.

Psychotherapie gibt keine Lösung vor.

Psychotherapeut*innen geben keine Lösungen für Probleme vor, viel mehr unterstützten sie die Klient*innen bei der Suche nach einer Lösung. Ganz zu Beginn einer Psychotherapie steht die Entwicklung eines vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Klient*in und Therapeut*in, das für das Gelingen der Therapie maßgeblich ist.

Es gibt verschiedene psychotherapeutische Methoden und damit nicht nur eine Art von Psychotherapie. Im Zentrum stehen aber in allen Psychotherapien das Gespräch und der Austausch mit der Psychotherapeutin bzw. dem Psychotherapeuten. Je nach psychotherapeutischer Methode kann dieser Austausch durch Übungen unterstützt und gefördert werden.

Ziel des psychotherapeutischen Prozesses ist es, die Lebensqualität bzw. Erlebensqualität zu steigern, sich handlungsfähiger zu fühlen und zu erleben, Entwicklungsprozesse in Gang zu bringen, für Probleme Lösungen zu erarbeiten.

Psychotherapie ist in Österreich Steuerfrei.

Nähere Informationen zu Psychotherapie finden Sie unter https://broschuerenservice.sozialministerium.at/Home/Download?publicationId=563

Systemische Psychotherapie

Systemische Psychotherapie ist eine Gesprächstherapie. Sie ist lösungsorientiert und unterstützt und fördert die eigenen Handlungskompetenzen der Klient*innen zur Problembewältigung. Die Therapeut*innenhaltung ist gekennzeichnet durch Respekt, Unvoreingenommenheit, Interesse und Wertschätzung der Person, ihrer Absichten und Werte, sowie ihrer bisherigen Lebenserfahrungen.

Die systemische Psychotherapie sieht Krisen als Lebensübergänge, in denen bisher sinnvoll erschienene Bewältigungsstrategien nicht oder nur noch unzureichend passen,  und Neues noch nicht gefunden oder noch nicht etabliert werden konnte.

Zu den Methoden zählen u.a. spezielle Fragetechniken,  Beobachtungsaufgaben, Metaphern, Arbeiten mit dem Systembrett, Ritualen oder Abschlussinterventionen. Tendenziell ist systemische Familientherapie eine Kurzzeittherapie und findet Anwendung in der Arbeit mit Einzelpersonen, Paaren, Familien und Gruppen.

Systemische Familientherapie

Systemische Familientherapie versteht sich als eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren, welches sich unter anderem aus der Familien‐ und Paartherapie weiter entwickelt hat. „Systemisches Denken“ umfasst heterogene Denkansätze aus verschiedenen Disziplinen –  Biologie, Soziologie, (Sozial‐)Psychologie, Biokybernetik und Systemtheorie, Kommunikations‐ und Erkenntnistheorien (Konstruktivismus).

Die Systemische Familientherapie versteht die Probleme des Einzelnen in Zusammenhang mit seinen sozialen Beziehungen und seiner aktuellen Lebenssituation. Die Systemische Familientherapie richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Interaktionen in Ihrem sozialen „System“, wie z. B. Ihre Familie oder Ihre Partnerschaft und geht von den dort vorhandenen Fähigkeiten und Stärken aus. Die Therapie ist orientiert an Lösungsmöglichkeiten. Neben Mitgliedern der Familie können auch andere Personen eingeladen werden.

Einzeltherapie

Körperliche und psychische Symptome, Krankheiten und Konflikte werden in der systemischen Therapie als Lösungsversuche gesehen, die eventuell früher einmal passend waren, jetzt aber möglicherweise die Lebensqualität beeinträchtigen.

Die Systemische Psychotherapie im Einzelsetting versteht sich als Unterstützung beim Finden passenderer Lösungen als der derzeitig praktizierten, als Ressourcen-Aktivierung, als Erweiterung der eigenen Möglichkeiten und Kräfte.

Neue Denkprozesse ermöglichen neue Bewertungen – neue Bewertungen ermöglichen neue Lebensweisen und Lebensqualitäten.

Paartherapie

Lebensereignisse, Lebensübergänge, private und berufliche Rollen führen manchmal zu steigenden Heraus- und oftmals zu Überforderungen, welche zu destruktiven Kommunikations- und Handlungsmustern in der Beziehung führen können, welche alleine nicht mehr lösbar sind.

Bei der systemischen Paartherapie steht die Beziehung des Paares, die bestehende Kommunikation, die Wechselwirkungen und die geheimen Erwartungen der Einzelnen im Mittelpunkt der Gespräche. Nicht die einzelne Person an sich.

Paartherapie kann als Möglichkeit einer „guten Trennung“ fungieren, oder aber auch die Möglichkeit bieten, wieder zueinander zu finden.

Wann zur Psychotherapie?

Wichtige Voraussetzung für eine Psychotherapie ist Ihr Wunsch, etwas zu verändern, und Ihre grundsätzliche Bereitschaft, sich mit Ihren Gefühlen und Ihrem Erleben zu beschäftigen und sich dabei unterstützen zu lassen.

Eine Altersbeschränkung gibt es nicht – Psychotherapie kann in jedem Alter hilfreich sein.

Eine Psychotherapie kann – unabhängig von einer allenfalls notwendigen ärztlichen Behandlung – bei folgenden Problemen sinnvoll sein:

  • Belastende Lebenssituationen und Lebenskrisen
  • Probleme und Krisen in der Partnerschaft und in der Familie
  • Psychosomatische Erkrankungen also Krankheiten, die mit ungelösten und belastenden psychischen Problemen zusammenhängen.
  • Funktionelle – somatoforme- Störungen, das sind häufig wiederkehrende körperliche Beschwerden, die keine organische Ursache haben wie z. B. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, sexuelle Probleme, Atemnot, Herzbeschwerden und Verspannungen
  • Ängste, die Ihre Lebensqualität einschränken
  • Süchte wie z. B. Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten, Essen, Spielen, Drogen usw.
  • Depressionen
  • Belastende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
  • Persönlichkeitsstörungen

Beratung ist?

Bei Beratung handelt es sich in der Regel um ein persönliches Gespräch mit dem Ziel, Klienten bei der Lösung eines bestimmten Problems professionell zu unterstützen

Im Unterschied zu einer Psychotherapie dürfen bei Beratungsangeboten keine psychischen Störungen mit Krankheitswert behandelt werden, es dürfen keine Diagnosen gestellt werden.

Ziel einer Beratung kann es sein, neue Perspektiven in Hinblick auf Ihre aktuelle berufliche Situation zu entwickeln, mögliche Zusammenhänge zu erkennen, Ihre eigenen Ressourcen auszuloten sowie Lösungsmöglichkeiten und Formen des Umgangs mit Ihrer aktuellen Situation zu erarbeiten.

Die Kosten für eine Beratung werden weder von den gesetzlichen noch von den privaten Krankenkassen übernommen.

Beratungen fallen in der Regel in Österreich unter das MwSt. Gesetzt und werden mit 20% versteuert.

Der Unterschied zwischen

  • Psychotherapeut*innen,
  • Psychiater*innen und
  • Psycholog*innen
  • Klinische Psycholog*innen

Alle drei Berufsfelder beschäftigen sich mit psychischen Störungen und Erkrankungen. Dennoch gibt es einige Unterschiede.

PSYCHOTHERAPEUT*IN

Die Berufsbezeichnung „Psychotherapeut“ bzw. „Psychotherapeutin“ dürfen in Österreich nur Personen führen, die eine den Anforderungen des zuständigen Bundesministeriums entsprechende Ausbildung absolviert haben. Diese Anforderungen sind im Psychotherapiegesetz festgelegt. Als Zusatzbezeichnung können Psychotherapeut*innen einen Hinweis auf die jeweilige Methode der Ausbildungseinrichtung, bei der die Psychotherapieausbildung absolviert worden ist, anfügen

Personen mit einer o.a. Ausbildung werden in die beim Bundesministerium geführte Psychotherapeut*innen-Liste eingetragen. Vom Bundesministerium werden 23 Therapierichtungen anerkannt, die auf unterschiedliche Weise versuchen, Menschen mit psychischen Problemen zu helfen.

Psychotherapeut*innen gestalten Therapieprozesse, in denen psychosoziale oder auch psychosomatisch bedingten Leidenszuständen mit wissenschaftlich-psychotherapeutischen Methoden behandelt werden.

Das Ziel besteht darin,  Symptome zu mildern oder zu beseitigen, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die Reifung, Entwicklung und Gesundheit des Klienten/der Klientin zu fördern.

Psychotherapeut*innen können Diagnosen vergeben, die bei der Einreichung der Rechnungen für die Zuschüsse der Krankenkassen notwendig sind.

Psychotherapeut*innen sind keine Ärzte und können daher keine Medikamente verschreiben.

PSYCHIATER*INNEN

2a. Berufsbezeichnung: Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie (und Neurologie) 

FachärztInnen für Psychiatrie bzw. FachärztInnen für Psychiatrie (und Neurologie) haben das Studium der Medizin und eine mindestens sechsjährige fachärztliche klinische Ausbildung absolviert.

2b. Berufsbezeichnung: Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin

Seit 2011 ist die psychotherapeutische Ausbildung verpflichtender integraler Bestandteil der Ausbildung zum Facharzt/zur Fachärztin für Psychiatrie und wird daher auch im Titel angeführt. Bis dahin absolvierten PsychiaterInnen eine psychotherapeutische Ausbildung oder Ausbildung in psychotherapeutischer Medizin (PSYIII)  fakultativ als zusätzliche Ausbildung und sind dadurch ebenfalls berechtigt, „psychotherapeutische Medizin“ im Titel zu führen.

Als ärztliches Fachgebiet umfasst die Psychiatrie alle Maßnahmen der Diagnostik, Behandlung, Prävention und Rehabilitation sowie die Begutachtung von psychischen Krankheiten einschließlich deren Erforschung und Lehre.

3. Berufsbezeichnung: (Fach-)Arzt/Ärztin mit Diplom für Psychotherapeutische Medizin (Psy III)

Mit dem ÖÄK-Diplom für Psychotherapeutische Medizin (Psy 3) erlangen Ärzte die volle psychotherapeutische Kompetenz zur selbständigen Ausübung von Psychotherapie nach dem Ärztegesetz.

  • Ärzte mit Psy 3-Diplom können somit Psychotherapie vor dem Hintergrund ihres ärztlichen Fachwissens und ihrer ärztlichen Berufsidentität auf einem hohen Qualitätsstandard durchführen.
  • Diese integrative Fähigkeit zur Durchführung einer psychotherapeutischen Behandlung steht in Kombination mit und in Abgrenzung von anderen medizinischen Maßnahmen.

Da Psychiater*innen Ärzte sind, erstellen diese Diagnosen und dürfen Medikamente verschreiben.

PSYCHOLOG*INNEN

Laut Psychologengesetz  ist zur Führung der Bezeichnung ,“Psychologin“ oder „Psychologe“ berechtigt, wer an einer anerkannten inländischen postsekundären Bildungseinrichtung oder anerkannten postsekundären Bildungseinrichtung eines anderen Mitgliedstaates der EU oder einer sonstigen Vertragspartei des EWR-Abkommens oder der Schweizerischen Eidgenossenschaft das Studium der Psychologie mit einem Gesamtausmaß von mindestens 300 ECTS Anrechnungspunkten erfolgreich absolviert hat.

Psycholog*innen arbeiten in der Forschung, Ausbildung und Beratung in verschiedensten Bereichen, u.a. als Entwicklungspsycholog*innen, Gerontopsycholog*innen, Gesundheitspsycholog*innen, Klinische Psycholog*innen, Medienpsycholog*innen, Notfallpsycholog*innen, Rechtspsycholog*innen, Schulpsycholog*innen, Sportpsycholog*innen, Wirtschaftspsycholog*innen.

KLINISCHE PSYCHOLOG*INNEN

Klinische Psycholog*innen und Gesundheitspsycholog*innen sind Psycholog*innen, die zur selbstständigen Ausübung ihres Berufes (z.B. in einer Praxis) im Gesundheitswesen berechtigt sind. Dafür müssen Psycholog*innen eine entsprechende Zusatzausbildung absolvieren: In speziellen Lehrgängen sind vertiefende theoretische Kenntnisse zu erwerben, auch eine praktische Tätigkeit in einer Einrichtung des Gesundheits- oder Sozialwesens ist vorgeschrieben, sowie eine begleitende Supervision.

Alle Klinische Psycholog*innen und Gesundheitspsycholog*innen sind in die Liste der Klinischen Psychologen und Gesundheitspsychologen des zuständigen Ministeriums eingetragen. Die genauen gesetzlichen Bestimmungen dafür sind im Psychologengesetz geregelt.

Gesetzlich geregelte Tätigkeitsbereiche von klinischen Psycholog*innen:

  • Klinisch-psychologische Diagnostik
  • Klinisch-psychologische Begutachtung
  • Klinisch-psychologische Behandlung
  • Krisenintervention & Notfalls-begleitung
  • Klinisch-psychologische Beratung und Coaching
  • Klinisch-psychologische Forschung und Evaluation

Nähere Information zu den Berufsgruppen finden Sie unter: https://www.psyonline.at/contents/1530